Chris Drange

Chris Dran­ge is best known for his lar­ge-for­mat post-digi­tal por­traits and rea­list oil pain­ting art­works. Dran­ge is a pio­neer in modern con­tem­po­ra­ry art that depicts self-iden­ti­fi­ca­ti­on around the mood and style of social media culture.
He spe­cia­li­zes in court pain­ting of modern-day influen­cers. His work is based on giving the digi­tal world (pho­to­graphs) a rea­li­ty, by adding emo­jis and by pain­ting with oil medi­um on can­vas. His work has been fea­tured in seve­ral exhi­bi­ti­ons and maga­zi­nes inclu­ding Muse­um der bil­den­de Kün­ste Leip­zig, Kunst­fo­rum Inter­na­tio­nal, Numé­ro Ber­lin, New York Pho­to­gra­phy Awards Exhi­bi­ti­on, Muse­um für moder­ne Kunst, Bremen.
Dran­ge was born in Köthen (Anhalt), Ger­ma­ny in 1983. He stu­di­ed at the Inter­na­tio­nal Cen­ter of Pho­to­gra­phy in New York, at the Art Stu­dents League of New York, at the Aca­de­my of Fine Arts Leip­zig and at the Uni­ver­si­ty of Fine Arts in Ham­burg. He recei­ved a MFA in 2019 from the Uni­ver­si­ty of Fine Arts in Hamburg.
He lives and works in Ham­burg and Ber­lin. Dran­ge has published two books tit­led Hecho En Socia­lis­mo and Relics. He is also the reci­pi­ent of Publi­ca­ti­on Grant of Mate­ri­al­ver­lag of Uni­ver­si­ty of Fine Arts Ham­burg, and the Pur­ple Earth Foun­da­ti­on Grant.

Werk dele­gie­ren
Chris Dran­ge setzt sich in sei­nen groß­for­ma­ti­gen Ölge­mäl­den mit dem Bild­ty­pus des Sel­fies aus­ein­an­der. Nach län­ge­rer Recher­che in den sozia­len Netz­wer­ken wie Insta­gram und Pin­te­rest ver­wen­det er Bil­der von Models und Influen­cern, zumeist mit enorm gro­ßer Reich­wei­te und Ein­fluss, die er digi­tal wei­ter­be­ar­bei­tet und mit Emo­jis ver­sieht. Anschlie­ßend wer­den die fer­ti­gen Kom­po­si­tio­nen an ein Rechen­zen­trum in Litau­en geschickt, das die Bil­der auf die ent­spre­chen­den For­ma­te ska­liert, wobei die feh­len­den Pixel mit künst­li­cher Intel­li­genz hin­zu­ge­fügt wer­den. Von dort aus gehen die Datei­en an eine chi­ne­si­sche Manu­fak­tur, die die Bil­der nach detail­lier­ten Vor­ga­ben produziert.
Der Künst­ler ver­wen­det als Vor­la­ge zu sei­nen Arbei­ten Por­traits — genau­er gesagt Sel­fies von jun­gen Frau­en, mit einer erheb­li­chen Reich­wei­te in den sozia­len Medi­en. Kylie Jen­ner, die es bereits im Alter von 21 Jah­ren zur Mil­li­ar­dä­rin geschafft hat, kann auf Insta­gram ca. 270 Mil­lio­nen Fol­lower vor­wei­sen – das ist etwa das 20-fache der New York Times. Die­se jun­gen Frau­en ver­fü­gen nicht nur über sehr viel Geld, son­dern auch über sehr viel Ein­fluss. Das Instru­ment die­ser Macht­aus­übung ist der geziel­te Ein­satz von Bil­dern – zumeist Sel­fies und Por­traits — die ledig­lich mit eini­gen Kom­men­ta­ren und Emo­jis ver­se­hen wer­den müs­sen, um einem Mil­lio­nen­pu­bli­kum das Gefühl zu geben an ihrem Leben teil­ha­ben zu kön­nen. Im Mit­tel­al­ter muss­ten Pil­ger noch zu den Iko­nen rei­sen, um sich durch Berüh­rung eine hei­len­de Wir­kung erhof­fen zu kön­nen. Heu­te kom­men die­se Iko­nen in digi­ta­ler Form zu den Betrach­ten­den, wobei die ehr­furchts­vol­le Berüh­rung durch ein mit dem Dau­men aus­ge­führ­tes „Like“ oder „Fol­low“ ersetzt wur­de. Die Sum­me die­ser Gefolg­schafts- und Sym­pa­thie­be­kun­dun­gen sind mitt­ler­wei­le ein Sym­bol für Ein­fluss und Rele­vanz, das die Unter­neh­men mit lukra­ti­ven Wer­be­ver­trä­gen honorieren.
Das Sel­fie ist hier­bei eine recht neue Form des Por­traits, die, wie der Kunst­wis­sen­schaft­ler Wolf­gang Ull­rich kon­sta­tiert, sich vor allem durch die feh­len­de Distanz des Betrach­ten­den zu sich selbst vom klas­si­schen Selbst­por­trait unter­schei­det. Es ist „ein“ Aus­druck unter vie­len Mög­li­chen, der nicht das Wesen einer Per­son zusam­men­fasst, son­dern ledig­lich die tem­po­rä­re Facet­te einer Per­sön­lich­keit dar­stellt, wodurch Nähe und Authen­ti­zi­tät sug­ge­riert wird.
Richard Prin­ce stell­te bereits 2014 über­di­men­sio­nal auf­ge­zo­ge­ne Fotos von Insta­gram Usern bei Gagosi­an aus und ern­te­te dafür viel Kri­tik. Hier­bei stand jedoch in erster Linie der Akt der Aneig­nung, der für das gesam­te Werk des Künst­lers cha­rak­te­ri­stisch ist im Vor­der­grund. In den Arbei­ten von Chris Dran­ge geht es viel­mehr dar­um iko­nen­haf­te Bil­der auf­zu­spü­ren und die­se durch die media­le Über­tra­gung in Male­rei, die immer mit einer Ver­fe­sti­gung und Ver­lang­sa­mung ver­bun­den ist, in den Wahr­neh­mungs­kon­text der Kunst zu set­zen. Die Bil­der, die er dabei ver­wen­det, haben bereits eine Kar­rie­re inner­halb der Infra­struk­tur der sozia­len Medi­en durch­lau­fen und wur­den durch zahl­rei­che Likes prä­miert. Die Aus­zeich­nung durch den Aus­stel­lungs­kon­text ist eigent­lich nur eine logi­sche Schluss­fol­ge­rung die­ser Erfolgsgeschichte.
Chris Dran­ge geht einen nach wie vor unge­wöhn­li­chen Weg, indem er einen kon­zep­tu­el­len Pro­zess ledig­lich in Gang setzt und dele­giert, auch wenn er als kon­trol­lie­ren­de Instanz bis zum Schluss betei­ligt ist. Eine voll­stän­di­ge Aus­la­ge­rung des Her­stel­lungs­pro­zes­ses, löst im Kunst­be­trieb nach wie vor Kon­tro­ver­sen aus, obwohl die­se Form der arbeits­tei­li­gen Pro­duk­ti­on bis ins Barock zurück datiert wer­den kann. Rubens unter­hielt eine Bil­der­ma­nu­fak­tur mit über hun­dert Ange­stell­ten, deren pro­duk­ti­ver Aus­stoß sei­nen Ruhm erst zur vol­ler Ent­fal­tung brin­gen konn­ten. Andy War­hol war sicher­lich der erste, der die seri­el­le Mas­sen­pro­duk­ti­on, von Kunst­wer­ken in sei­nem Ate­lier — das nicht umsonst „Fac­to­ry“ hieß — nicht mehr hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand betrieb, son­dern offen zur Schau stell­te. Heu­te beschäf­ti­gen Künst­ler wie Dami­en Hirst, Taka­shi Mura­ka­mi, Jeff Koons oder Anselm Reyle, bei dem Chris Dran­ge stu­dier­te, mit­tel­stän­di­ge Unter­neh­men von bis zu 200 Mit­ar­bei­tern, die den gesam­ten Pro­zess von der Bild­ge­ne­se, bis zur Aus­lie­fe­rung des fer­ti­gen Werks koor­di­nie­ren. Trotz­dem scheint nach wie vor die Hand des Künst­lers als ver­län­ger­ter Arm der Vor­stel­lungs­kraft und untrüg­li­chem Anzei­chen von Authen­ti­zi­tät unab­ding­bar zu sein. Hier­bei wird jedoch oft ver­ges­sen, dass der Pro­zess der Gestal­tungs­ent­schei­dun­gen sowie der Kon­zep­tua­li­sie­rung stets „in der Hand“ des Künst­lers bleibt und ledig­lich die Aus­füh­rung abge­ge­ben wird. Chris Dran­ge bedient sich einer Pro­duk­ti­ons­form, die seit der Glo­ba­li­sie­rung nicht nur unse­re Smart­phones und die Klei­dung, die wir tra­gen, son­dern nahe­zu das gesam­tes Waren­sor­ti­ment der west­li­chen Welt umfasst. Man weiß dar­um und in der Regel äußert sich der Unmut dar­über nicht mehr als in einem dezen­ten Zäh­ne­knir­schen und dem Vor­satz beim näch­sten Kauf in Erwä­gung zu zie­hen loka­le Pro­duk­te zu berück­sich­ti­gen. Sofern sich ein Künst­ler zu die­ser Form des Out­sour­cing ent­schei­det, wird der Unmut jedoch deut­lich lau­ter vor­ge­tra­gen. Was als Not­wen­dig­keit in der Pro­duk­ti­on von Gütern akzep­tiert wird, gilt in der Kunst nach wie vor als anrü­chig. Die in Auf­trag gege­be­ne Her­stel­lung der Arbei­ten wer­den als Anstoss zum Ärger­nis wahr­ge­nom­men, was jedoch die stän­di­ge Ambi­va­lenz in der wir uns in der west­li­chen Welt befin­den, offen­legt. Als Kon­su­men­ten sind wir in eine Ver­wer­tungs­lo­gik ein­ge­bun­den, die uns in wei­ten Tei­len nicht ganz behagt, die wir aber durch die Tat­sa­che, dass wir kon­su­mie­ren immer wie­der aufs Neue bejahen.
Die Arbei­ten von Chris Dran­ge sind Ver­dich­tun­gen unse­rer heu­ti­gen Zeit ohne die­se in irgend­ei­ner Form zu kom­men­tie­ren. In ihnen zei­gen sich sowohl die Ver­eh­rung weib­li­cher Iko­nen aus einer Per­spek­ti­ve die sicher­lich auch durch patri­ar­cha­le und kapi­ta­li­sti­sche Struk­tu­ren geprägt ist, als auch die Pro­duk­ti­on­be­din­gun­gen in einer glo­ba­li­sier­ten Welt. Der Künst­ler zeigt Dar­stel­lun­gen von Frau­en zwi­schen Male Gaze und Empower­ment, Kitsch und effi­zi­en­ter Pro­duk­ti­on ohne Duk­tus und Autor. Mit die­ser Ambi­va­lenz der Anzie­hung und des Unbe­ha­gens, die kon­sti­tu­tiv für die Zeit ist, in der wir leben, lässt er den Rezi­pi­en­ten alleine.

Fal­ko Alexander

//EDUCATION

2019 
MFA from Hoch­schu­le für bil­den­de Kün­ste (HFBK), Ham­burg, Germany 

2017 
BFA from Uni­ver­si­ty of Fine Arts in Ham­burg (HFBK), Ham­burg, Germany 

2015–19 
stu­dies at Uni­ver­si­ty of Fine Arts in Ham­burg (HFBK), Ham­burg, Germany

2013–14 
stu­dies at Aca­de­my of Fine Arts Leip­zig (HGB), Leip­zig, Germany 

2007-08 
stu­dies at School of the Inter­na­tio­nal Cen­ter of Pho­to­gra­phy (ICP), New York, USA 

2007-08 
stu­dies at Art Stu­dents League of New York, USA

//SELECTED EXHIBITIONS

2021   
solo exhi­bi­ti­on (for­th­co­ming), Plan X Gal­lery, Milan, Ital
DIREKTE AUKTION, Ost­deut­sche Kunst­auk­tio­nen, art auc­tion, Ber­lin, Germany
NFTism: NO FEAR IN TRYING, Unit Lon­don, group exhi­bi­ti­on, Lon­don, UK
DIAMONDS & BUTTERFLIES, Fal­ko Alex­an­der Gale­rie, solo exhi­bi­ti­on, Köln, Germany
MISA, Mes­se St. Agnes, KÖNIG Gale­rie, art fair, Ber­lin, Germany
INTERLEAVING, Fal­ko Alex­an­der Gale­rie, group exhi­bi­ti­on, Köln, Germany
VANITY, Tick Tack, solo exhi­bi­ti­on, Ant­werp, Belgium
THE ARTIST IS ONLINE, KÖNIG Gale­rie, group exhi­bi­ti­on, Ber­lin, Germany

2020
DER RIVER, Baum­woll­spin­ne­rei, group exhi­bi­ti­on, Leip­zig, Germany
LINK IN BIO, Muse­um für bil­den­de Kün­ste, group exhi­bi­ti­on, Leip­zig, Germany

2019
NEW PAINTINGS, Hoch­schu­le für bil­den­de Kün­ste gra­dua­ti­on exhi­bi­ti­on, Ham­burg, Germany
CLASS OF ANSELM REYLE, Hoch­schu­le für bil­den­de Kün­ste, annu­al exhi­bi­ti­on, Ham­burg, Germany

2018
CLASS OF ANSELM REYLE, Hoch­schu­le für bil­den­de Kün­ste, annu­al exhi­bi­ti­on, Ham­burg, Germany

2017
ARTIST´S BOOKS FOR EVERYTHING, Zen­trum für Künst­ler­pu­bli­ka­tio­nen, Weser­burg, Muse­um für moder­ne Kunst, Bre­men, Germany
KLEINE GESELLSCHAFT FÜR PROFANE RELIQUIEN, Klei­ne Gesell­schaft für Kunst und Kul­tur, Ham­burg, Germany

2016 
KONFORM, group exhi­bi­ti­on, Lem­go, Germany
WIMMELBILDER, Hoch­schu­le für bil­den­de Kün­ste, annu­al exhi­bi­ti­on, Ham­burg, Germany 

2014 
HOTO BASTEI, Pho­to Bastei, group exhi­bi­ti­on, Zürich, Switzerland

2013 
RAUM1, F40, group exhi­bi­ti­on, Ber­lin, Germany 

2012 
DIE HAUT DER STADT, Fenster61, solo exhi­bi­ti­on, Ber­lin, Germany
NEW YORK PHOTOGRAPHY AWARDS, New York Pho­to Festi­val, group exhi­bi­ti­on, Brook­lyn, New York, USA 

PASSAGES, Salon Sepa­ree, solo exhi­bi­ti­on, Ber­lin, Germany

//PUBLICATIONS

2017 
RELICS, 112 pp., 97 ills., Hat­je Cantz Ver­lag, ISBN 978–3‑7757–4362‑4 

2015 
HECHO EN SOCIALISMOSOCIALISM TODAY IN VENEZUELA, 160 pp., 149 ills., Ker­ber Ver­lag, ISBN 978–3‑7356–0096‑7 

2014 
NYPH Jour­nal, Volu­me 1, TIME IN SPACE, power­Hou­se Books, ISBN 978–1‑5768–7664‑0 

//GRANTS

2017 
Publi­ca­ti­on Pro­mo­ti­on, Mate­ri­al­ver­lag – HFBK, Hamburg
Pro­mo­ti­on, Pur­ple Earth Foun­da­ti­on, Berlin