Marta Vovk

No Money, no Honey!

In der schein­bar rosa­ro­ten Welt des Kon­sums ver­teilt der Mono­po­ly-Mann Bit­co­ins, brei­ten „Die Klei­nen Prei­se“ lachend die Arme aus, frö­nen leicht beklei­de­te Man­ga-Mäd­chen dem süßen Saft aus glän­zen­den Dosen. Der schlen­dern­de Blick hüpft durch den pop­pi­gen Bil­der­kos­mos wie über einen Ver­gnü­gungs­park, bis es ihn abseits der bun­ten Kulis­sen führt. Dort, wo sich aus dem Raster tre­ten­de Cha­rak­te­re im far­bi­gen Stru­del ver­lie­ren, Pop­fi­gu­ren mit lee­ren Gesich­tern wie an Sta­chel­draht gehef­tet fest­sit­zen und Logos zum ewig unkri­ti­schen „Ja!“ auf­for­dern. Der locker-intui­ti­ve Anschein ent­puppt sich plötz­lich als trü­ge­risch, ist gegen­tei­lig genau kalkuliert.

Das bun­te Ant­litz der Pro­dukt­welt als Teil eines immer­wäh­ren­den media­len Bil­der­sturms wird in „No Money, no Honey!“ zum Deck­man­tel für die Schat­ten­sei­ten des Kapi­ta­lis­mus wie die dunk­len Abgrün­de pre­kä­rer Arbeits­ver­hält­nis­se. Zugleich ent­lar­ven sich die Wer­be­bot­schaf­ten selbst, wenn Han­dels­un­ter­neh­men mit ihren klei­nen Prei­sen plei­te­ge­hen, der Slo­gan des „Mar­ken-Dis­counts“ Net­to ein Wider­spruch in sich ist. Vor­geb­lich tri­via­le Moti­ve aus Wer­be- und Medi­en­land­schaft, schein­bar infan­ti­le Comic- und Zei­chen­trick­fi­gu­ren wer­den in den als Vehi­kel fun­gie­ren­den Male­rei­en und Instal­la­tio­nen von Mar­ta Vovk zu Ein­dring­lin­gen, die ähn­lich der Künst­le­rin selbst den zeit­ge­nös­si­schen Kunst­kon­text, die bedeu­tungs­schaf­fen­den Insti­tu­tio­nen unter­wan­dern. Denn noch immer ist die Welt der Kunst ein hoch klas­si­sti­sches Metier, inner­halb des­sen mone­tä­re Ver­hält­nis­se und sozia­le Her­kunft einen direk­ten Ein­fluss auf die künst­le­ri­sche Pra­xis haben. Im eli­tä­ren Kreis des wenig zugäng­li­chen, pri­vi­le­gier­ten Mikro­kos­mos Kunst wird das all­ge­mein zuneh­men­de Gefäl­le diver­gie­ren­der Lebens­rea­li­tä­ten wie unter einem Brenn­glas sicht­bar. Sozia­le Unge­rech­tig­kei­ten, derer sich die 1989 im ukrai­ni­schen Lviv gebo­re­ne Künst­le­rin nur all­zu bewusst ist.

Es ist der unauf­ge­lö­ste inne­re wie äuße­re Zwie­spalt, wel­cher die zeit­ge­nös­si­sche Inten­si­tät von Vovks Wer­ken aus­macht. Im Inne­ren äußert er sich im Kampf gegen den dif­fu­sen Drang, gefäl­li­ge Kunst zu schaf­fen, im Zurück­blei­ben hin­ter den eige­nen auf das Kon­sum­ver­hal­ten bezo­ge­nen Ansprü­chen. Im Außen macht er sich als ein Chan­gie­ren von Bedeu­tun­gen zwi­schen hip und ver­pönt bemerk­bar, wenn Mar­ken­lo­gos als Spiel­ball von Trends und Moden zuwei­len zu begehr­ten Schmuck­ob­jek­ten lan­cie­ren. Sich die Form­spra­che der Kon­sum­welt aneig­nend, oppo­niert Vovk ange­sichts einer kri­sen­ge­schüt­tel­ten Wirk­lich­keit von innen her­aus gegen nicht mehr zeit­ge­mä­ßes, unge­brem­stes Wirt­schafts­wachs­tum. Dabei ver­wehrt sie sich der gro­ßen Geste, ist sich der Mecha­nis­men des Kunst­markts bewusst und übt in der Ver­bin­dung von High und Low Art auf spie­le­risch-humor­vol­le Wei­se Kri­tik. Ver­füh­re­risch ist er, der süße Geschmack des Gel­des, der wie Honig gol­den an den Fin­gern klebt.

EDUCATION

2018   Mei­ster­schü­le­rin / Prof. Frie­de­ri­ke Feldmann
2017   diplo­ma fine arts / KHB Wei­ßen­see Uni­ver­si­ty of Art, Berlin
2015   seme­ster abroad / class of Dani­el Rich­ter, Aca­de­my of Fine Arts Vien­na, Vienna
2011–17   stu­dies in fine art / class of Frie­de­ri­ke Feld­mann, KHB Wei­ßen­see Uni­ver­si­ty of Art, Berlin
2009-11   stu­dies in ger­man phi­lo­lo­gy and art histo­ry, Uni­ver­si­ty Bre­men, Bremen

PUBLIC COLLECTIONS 
Piz­zu­ti Coll­ec­tion COLUMBUS MUSEUM OF ART, Colum­bus, USA
Coll­ec­tion Wem­hö­ner, Herford
Coll­ec­tion Fin­stral, Bozen

RESIDENCIES / ACTIVITIES

2018
Hotel Ama­zo­nas Artist in Resi­dence Pro­gram, Bolzano

2017
Shif­ting Islands Artist in Resi­dence Pro­gram, Bolzano

sin­ce 2016 
foun­der of „Sor­gen (Inter­na­tio­nal)“, an artist coll­ec­ti­ve initia­ting exhi­bi­ti­ons in gal­le­ries and off-spaces
and inter­ven­ti­ons in public space (with Julie Legou­ez and Götz Schramm)

SOLO EXHIBITIONS

2019  „A wie Auto­bahn, B wie Busi­ness“, Mean­while Else­whe­re, Berlin
           „NASDAQ“, cura­ted by Phil­ipp Boll­mann, Duve Berlin
2015  „TL;DR“, Gale­rie Irr­gang, Berlin

GROUP EXHIBITIONS (sel­ec­tion)
2019  „Bad Romance“, cura­ted by +dede, Guss­glas­hal­le Berlin
           „Sor­gen (Inter­na­tio­nal) Vol.7“, BASIS, Frankfurt
           „In Memo­ri­am“, Gale­rie Irr­gang, Leipzig
           „Pain­ting, Pain­ting, Pain­ting“, Raum Voll­rei­ni­gung, Berlin

2018  „Ber­lin Masters“, cura­ted by Phil­ipp Boll­mann, Leh­der­stra­ße 35, Berlin
           „RBMA“, cura­ted by Johann König, Funk­haus, Berlin
          „Sor­gen (Inter­na­tio­nal) Vol.5“, Bar Babet­te, Berlin
           „Defy­ing Curr­ents“, The Shelf by Pan­di­on, Berlin
           „Staf­fel­schau“, Gale­rie M, Berlin
           „Works“, Voodoo55, Berlin
           „Sor­gen (Inter­na­tio­nal) Vol.4“, SOX, Berlin
           „Inner Moun­ta­ins“, Hotel Ama­zo­nas, Bolzano
           „Paes­ag­gio Mul­ti­pli“, Kunst der Stun­de Gal­lery, Caldar
           „side effects“, Erho­lungs­haus Bay­er Kul­tur, Leverkusen

2017  „Paes­ag­gio Fat­to!”, Kunst­hal­le Bozen, Bolzano
           „Play­list“, Erra­tum Gal­lery, Berlin
           „Sor­gen (Inter­na­tio­nal) Vol.3 — Der Shop“, Raum für dra­sti­sche Maß­nah­men, Berlin
          „Masters Salon“, Roy­al Aca­de­my of Fine Arts, Antwerp
          „bit­te bit­te bit­te — Abschluss­aus­stel­lung Wei­ßen­see Kunst­hoch­schu­le Ber­lin“, SEZ, Berlin
           „Busi­ness As Usu­al“, Kreuz­berg Pavil­lon, Berlin
           „Böse Blü­ten“, Pro­jekt­raum Betha­ni­en, Berlin

2016  „Sor­gen Inter­na­tio­nal Vol.2“, Gale­rie Huren & Söh­ne, Munich
           „Sor­gen (Inter­na­tio­nal)“, Mon­ta­ge­hal­le, Berlin
           „Under my thumb“, Neu West Ber­lin, Berlin
          „Quell­text“, Bran­den­bur­gi­scher Kunst­ver­ein, Potsdam
           „Ich hal­te mich dies­mal zurück“, Kul­tur­dro­ge­rie, Vienna
           „Make it fun­ny, sin­ce I’m not fun­ny at all“, One Mess Gal­lery, Vienna
           „Kunst­stücke“, Künst­ler­haus Wien, Vienna

2015  TL;DR“, Gale­rie Irr­gang, Ber­lin (Solo Show)
           „Cir­rus“, Haus des Rund­funks, Berlin
           „Wall­lust“, Kunst­hal­le am Ham­bur­ger Platz, Berlin

2014  „Win­ter is coming“, Gale­rie Irr­gang, Berlin
           „Floß der Medu­sa“, Kunst­hal­le am Ham­bur­ger Platz, Berlin
           „Kopi­er mir die Son­ne“, Aka­de­mi­sches Kunst­mu­se­um Bonn, Bonn

2013  „Nach­schlag“, Ufer­hal­len, Berlin