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Aaron Scheer
Aaron Scheer (*1990) ist ein in Berlin lebender Künstler, der dafür bekannt ist, dass er die digitale Welt nutzt, um zu erweitern, was Malerei heute sein und bedeuten kann, indem er Elemente der Fotografie, der neuen Medien, der Collage, der Skulptur und der malerischen Technik miteinander verbindet. Scheer hinterfragt die Idee des Menschlichen in der Technologie und des Technologischen im Menschen und erforscht so die Herausforderungen, die eine zunehmend digitalisierte Welt mit sich bringt, wie zum Beispiel die Wahrnehmung des Realen, automatisierte Produktion, Big Data, Technokratie oder zeitgenössische Arbeitskulturen.Scheer fokussiert den Blick auf die virtuellen Strukturen, die täglich vermitteln und formen, wie wir Leben, Identität, Beziehungen, Arbeit und Raum erleben. Scheers Arbeiten wurden international u.a. im Kunstmuseum Bonn, in der König Galerie, der Boros Foundation, der Annka Kultys Gallery, dem Office Impart, der Enter Art Fair oder der ArtBrussels gezeigt und sind in namhaften Sammlungen wie der Sammlung Wemhöner oder dem Kunstmuseum Bonn vertreten.
Aaron Scheer (*1990) is a Berlin-based artist, known for utilizing the digital realm to expand what painting can be and mean today by combining elements of photography, new media, collage, sculpture and painterly technique. Scheer questions the idea of the human in technology and the technological in the human, thereby allowing him to explore the challenges that an increasingly digitized world presents, such as perceptions of the real, automated production, big data, technocracy or contemporary working cults. Scheer is focusing the eye on the virtual structures that daily mediate and shape how we experience life, identity, relationships, work and space. By doing so, he developed a unique visual language, alien to our eyes, yet strikingly familiar.
Scheer’s work has been widely shown internationally at, among others, Kunstmuseum Bonn, König Galerie, Boros Foundation, Annka Kultys Gallery, Office Impart, Enter Art Fair or Art Brussels. His works are part of notable collections such as Sammlung Wemhöner or Kunstmuseum Bonn. He is part of the art collective darktaxa-project.
„self-myth“
Der Begriff Mythos stammt ursprünglich aus dem Griechischen, steht für Wort, Rede und Geschichte. Ein Mythos bildet in seiner traditionellen Bedeutung eine Erzählung von Göttern, Helden oder Ereignissen aus vorgeschichtlicher Zeit, die zumeist nach Erklärungen für den Ursprung der Welt sucht. Philosoph Peter Tepe führt jedoch in seiner Publikation „Mythos und Literatur“ gleich 73 verschiedene Bedeutungen von Mythos an. Eine davon, dem „self-myth“ widmet sich Aaron Scheer in seiner neuen Ausstellung in der Galerie Falko Alexander. Doch nicht um bloße Selbstrepräsentation geht es, sondern um den Inbegriff des künstlerischen Prozesses. Auch die ursprüngliche Bedeutung von Mythos findet Resonanz, wenn Scheer bis an seine eigenen künstlerischen Anfänge zurückgeht.
Kunstschaffende arbeiten häufig selbstreferenziell, wenn sie Bezug auf alte Arbeiten nehmen, sie einer neuerlichen Bearbeitung unterwerfen, explizit auf die eigene künstlerische Entwicklung verweisen. So kann sich zwischen den Werken unterschiedlicher Serien ein Dialog über Raum und Zeit hinweg entspinnen. Eine Art individuelle Mythologie entsteht, eine kontinuierliche Erzählung. Die Grenzen zwischen Kunst und Kunstschaffenden verschwimmen, die Kunst wird zum Leben und das Leben wird wiederum Bestandteil der Werke. So auch bei Aaron Scheer, von welchem sich zum ersten Mal zwei filmische Selbstbildnisse in der Ausstellung finden. Der sonst hinter seinem Schaffen verborgene Künstler tritt aus dem Schatten, ist nun als fragmentiertes Sein eigens sichtbar. Mit einem abstrakt figurativ arbeitenden Maler als Vater und selbst von der klassischen Malerei ausgehend fand sich Scheer angesichts des Ablösungsprozesses von eben dieser 2014 in einer Sinnkrise wieder. Schon früh experimentierte er mit allerhand Materialien, integrierte später digitale Medien in sein Schaffen. In einem natürlichen Transit fand er schließlich zu einer neuen, mit digitalen Werkzeugen ausgeführten Malerei, die Materielles mit Immateriellem verbindet. Allein Ölkreide – die malerische Geste – bleibt übrig, wird selbst zum Ausstellungsobjekt, findet sich auf einem Sockel wirkungsvoll in Szene gesetzt. Hinterfangen wird sie von groß- wie kleinformatigen, digital generierten Bildern sowie Fotografien. In „self-myth“ zeigt sich ein dynamisch voranschreitendes Oeuvre, das sich parallel zur Identität des Künstlers entwickelt.
All das erzählt von einem verletzlichen Ich, einem ambivalenten Sein, das zwischen Subjekt und Objekt, Autor und Figur, Mythenbildner und Mythos changiert. Ähnlich ambivalent sind auch die Farbtöne Blau und Grün, welche die Ausstellung dominieren. In verschiedenen Nuancen von dunkel bis giftig können sie mit Natur assoziiert werden, als vertrauensbildende Farbmarke Verwendung finden und gleichermaßen für Krankheit und Tod stehen. Es sind Farben, die auch schon in Scheers DaNA-Serie auftauchten, welche in der Vergangenheit als „signature series“ des Künstlers bezeichnet wurde. Wie aber gehen Kunstschaffende damit um, wenn sie plötzlich für diese eine Werkreihe bekannt sind und folglich immer damit assoziiert werden? In der sehr persönlichen Ausstellung schließt sich der Kreis, lassen sich alle Facetten von Scheers Oeuvre gleichgeordnet betrachten, wenn er zueinander in Beziehung stehende Werke aus verschiedenen Serien präsentiert. Allesamt atmende, lebendige Zeugnisse seiner Selbst, eine Reflexion seines persönlichen Werdegangs. Scheer gewährt uns in „self-myth“ einen Einblick in sein Innerstes, macht dem kreativen Prozess innewohnende Verletzlichkeit sichtbar, lässt uns an Höhen wie Tiefen teilhaben. Ein intimes Zwiegespräch zwischen Künstler und Publikum entspinnt sich, das über die Grenzen der bloßen Betrachtung hinausgeht. So sind wir eingeladen, über unsere eigenen Mythen und unsere Rolle in der Gestaltung dieser nachzudenken, uns gleichfalls auf eine Reise zu den Grundfesten des eigenen Ichs zu begeben.