Bas Louter | Dawn

Dawn


Über die Authen­ti­zi­tät der Ober­flä­che – Vor­hang auf, Schein­wer­fer an.
Der hol­län­di­sche Künst­ler Bas Lou­ter gehört zu den weni­gen sei­nes Metiers, die sich fast aus­schließ­lich mit dem Medi­um der Zeich­nung aus­ein­an­der­set­zen.
In sei­nen über­wie­gend groß­for­ma­ti­gen Arbei­ten insze­niert Lou­ter eine Bild­welt, die dem Betrach­ter zugleich ver­traut als auch fremd erscheint. Der Künst­ler ver­wen­det eine Moti­vik, die auf bestimm­te Her­kunfts­kon­tex­te ver­weist, wobei sich die Refe­renz­ob­jek­te trotz aller Ver­traut­heit nicht ein­deu­tig zu erken­nen geben. Man erkennt bei­spiels­wei­se Gesich­ter, die ver­mut­lich anti­ken Skulp­tu­ren zuzu­ord­nen sind, wobei unklar bleibt, um wen es sich hier­bei genau han­delt. Die Moti­ve eröff­nen weit­schwei­fi­ge Vor­stel­lungs­kon­tex­te, ent­zie­hen sich jedoch einer prä­zi­se­ren Ein­ord­nung und Bedeu­tungs­fest­le­gung. Die Bild­ge­gen­stän­de erschei­nen wie ver­blass­te, sche­men­haf­te Relik­te einer ver­gan­ge­nen Epo­che, die den Weg in das kol­lek­ti­ve iko­no­gra­fi­sche Gedächt­nis unse­rer heu­ti­gen Zeit gefun­den haben. Auch wenn die Bil­der auf den ersten Blick den Reflex der Wie­der­erken­nung aus­lö­sen und Nähe sug­ge­rie­ren, hal­ten sie den Betrach­ter, der sich einen Schritt auf sie zu bewegt glei­cher­ma­ßen auf Distanz. Sobald der Künst­ler Unver­kenn­bar­keit an einer Stel­le her­aus­zeich­net, über­la­gert er die­se an ande­rer Stel­le wie­der durch die Dekon­struk­ti­on jeg­li­cher Indi­vi­dua­li­tät.
Lou­ter läd die Por­traits und Bild­ge­gen­stän­de durch diver­se Insze­nie­rungs­tech­ni­ken auf, zer­stört die Aura des Authen­ti­schen jedoch gleich­zei­tig, indem er bild­ne­ri­sche Signa­le setzt, die auf den Pro­zess kal­ku­lier­ter mecha­ni­scher Pro­duk­ti­on ver­wei­sen. Dem Künst­ler gelingt es in sei­nen Arbei­ten eine Büh­nen­welt zu insze­nie­ren, die ihre eige­nen Pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen stets mit­the­ma­ti­siert und den Pro­zess der Wahn­eh­mung und Kon­struk­ti­on visu­el­ler Iden­ti­tä­ten beleuch­tet. Das schein­bar Authen­ti­sche wird wenn man den Vor­hang bei­sei­te zieht und die Schein­wer­fer nur hell genug dreht stets als ein kon­stru­ier­tes Pro­dukt wahrnehmbar.

Fal­ko Bürschinger